Stadtgeschichte

Die Anfänge

Wahrscheinlich Mitte des 12. Jahrhunderts entsteht an der wichtigen Fernhandelsroute zwischen Nürnberg (Mittelpunkt des salisch-staufischen Reichslandes) und Regensburg (älteste Fernhandelsstadt Süddeutschlands) der Neue Markt (lat. „novum forum“). Offizielles Gründungsjahr ist 1160 – in diesem Jahr wird Neumarkt erstmals urkundlich erwähnt. 1235 gewährt Stauferkaiser Friedrich II. Nürnberger und Neumarkter Kaufleuten gegenseitige Zollfreiheit, beide Städte werden für gleichwertig erachtet. Unter Friedrichs II. Herrschaft ist die Stadt direkt dem Reich unterstellt. 1268 kommt es zum Streit zwischen den Erben des letzten Stauferkaisers und dem deutschen König über die Zugehörigkeit Neumarkts. Schließlich gelangt die Stadt in die Hände der Wittelsbacher und wird 1329 der Pfalz am Rhein zugesprochen.

Neumarkt wird Residenzstadt

Johann, Sohn des rheinischen Kurfürsten Ruprecht, wählt die Stadt 1410 zu seiner Residenz und lässt ein neues Schloss errichten. Der Einzug des Hofstaates führt zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte: Neben dem Schloss entstehen die Stadtpfarrkirche St. Johannes, die Hofkirche und das Rathaus. 1520 macht Pfalzgraf Friedrich II Neumarkt zum Regierungs- und Verwaltungszentrum für die gesamte Oberpfalz. Im erweiterten Schloss mit Hofkirche und Zeughaus (heute Reitstadel) herrscht glanzvolles höfisches Leben.

Reformation

Während Friedrichs II. Statthalterschaft beginnt die Neumarkter Bevölkerung, das lutherische Bekenntnis zu übernehmen, doch der Dreißigjährige Krieg beendet die Reformation. 1628 kommt die Obere Pfalz zum Herzogtum Bayern und wird wieder katholisiert. In der Folgezeit erlebt Neumarkt einen Abstieg zum unbedeutenden Landstädtchen.

Aufbruch ins Industriezeitalter

Der Wandel von der Land- zur Industriestadt vollzieht sich nur langsam, bis Mitte des 19. Jahrhunderts sind kaum Zeichen der neuen Zeit zu erkennen. Erst danach ändert sich das mittelalterliche Erscheinungsbild der Stadt und neue Zufahrtswege werden geschaffen. Die Eisenbahnlinie Nürnberg-Regensburg und vor allem die Eröffnung der Teilstrecke nach Neumarkt im Jahre 1871 bringen der Stadt Anteil an der Industrialisierung. Mit dem zügigen Ausbau der Straße zum neu gebauten Bahnhof fördert die Stadt die Ansiedlung von Betrieben. Metall- und holzverarbeitende Unternehmen lassen sich nieder, das erste Industriegebiet außerhalb der Stadtmauern entsteht. Dieser wirtschaftliche Aufschwung führt in den 1920er Jahren zu einem erheblichen Bevölkerungszuwachs.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg bleibt Neumarkt lange verschont, obwohl das Sprengstoffwerk im Süden der Stadt Handgranaten und Minen für die Front produziert. Im Februar 1945 jedoch werden Bahnhof und Industriegebiet von alliierten Bombern beschossen, im April erneut. Beim zweiten Angriff, der wieder dem Bahnhof gilt, verfehlen viele Bomben ihr Ziel und richten im Stadtkern schwere Schäden an. Mitte April ergeht die offizielle Aufforderung zur Evakuierung. Neumarkt ist fast menschenleer, aber eine SS-Panzergrenadierdivision verschanzt sich in der Stadt. Nach schweren Gefechten zwischen der US-Artillerie und der SS bombardieren die Amerikaner die Stadt, bis die gesamte Innenstadt brennt. Als der Widerstand der SS am 22. April zusammenbricht, liegen 92 Prozent der Bausubstanz im historischen Stadtkern liegen in Trümmern.

Wiederaufbau

Trotz der gewaltigen Zerstörungen wird die Stadt zügig wiederaufgebaut. Dabei gelingt es, den historischen Charakter der Altstadt zu bewahren. Nachdem die größte Wohnungsnot beseitigt ist, wird das alte Rathaus im Herzen der Stadt wiedererrichtet und 1957 eingeweiht.

Neumarkt im 20. und 21. Jahrhundert

1968 kommt der Anschluss an die Autobahn A3. Mit der Gebietsreform von 1972 wird die kreisfreie Stadt in den Landkreis Neumarkt eingegliedert und zur Großen Kreisstadt erklärt. Viele umliegende Kommunen werden eingemeindet und der Landkreis Neumarkt mit Parsberg, Teilen von Hilpoltstein und Riedenburg verschmolzen.

1980 beginnt der Bau der Umgehungsstraßen, 1993 wird mit ersten Stadtbussen der ÖPNV eingeführt. Die Altstadtsanierung belebt das Stadtbild, Rathausplatz und Klostergasse werden zur Fußgängerzone. Nacheinander werden die Altstadtviertel renoviert und neue Wohnanlagen entstehen.

2008 erhält die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“ und von der UNESCO wird Neumarkt vier Mal hintereinander (2007/2008 bis 2013/2014) zur „Stadt der Weltdekade“ für besondere Nachhaltigkeit gekürt.

2010 feiert Neumarkt 850. Stadtjubiläum und ist seit Dezember des Jahres mit der Linie S3 an das Nürnberger S-Bahnnetz angeschlossen.

Die Stadt Neumarkt ist heute ein eigenständiges, selbstbewusstes, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Ein nachhaltiges umweltbewusstes politisches Handeln soll die hohe Lebensqualität auch künftig fördern.