Let`s talk about – Das Projekt „KULTFrau“ im Museum Lothar Fischer

22. Mai 2024: „Super“, „Warum nicht“, „Oh“, „Schön“ hieß es zum Einstieg in den dritten Workshop des inklusiven Kunstprojektes „KULTFrau“, welches seit Anfang März mit einer kleinen Gruppe von Frauen unterschiedlichen Alters mit und ohne Beeinträchtigung im Museum Lothar Fischer durchgeführt wird.

„Super“, „Warum nicht“, „Oh“, „Schön“ hieß es zum Einstieg in den dritten Workshop des inklusiven Kunstprojektes „KULTFrau“, welches seit Anfang März mit einer kleinen Gruppe von Frauen unterschiedlichen Alters mit und ohne Beeinträchtigung im Museum Lothar Fischer durchgeführt wird.

Zum Termin am 16. Mai mit dem Thema „Frau und Sexualität“ hatten die Initiatorinnen, Antje Neumann vom Mehrgenerationenhaus Neumarkt und Dr. Ingrid Moor vom Museum Lothar Fischer, die Kunstvermittlerin und Sexualpädagogin Lena Hofer, die in Nürnberg lebt und arbeitet, eingeladen. Die eingangs von Lena Hofer mitgebrachten Emotionskarten brachen sofort das Eis zu diesem sehr persönlichen Thema. Dass sich die Frauen auf die Treffen freuen, wie offen und wertschätzend sie miteinander umgehen, wurde hier ganz deutlich: So wurde offen geweint, laut zusammen gelacht und es gab bestärkende und mitfühlende Gesten.

Im Museum boten verschiedene Frauendarstellungen des Tonbildhauers Lothar Fischer Anlass für viel Diskussionsstoff, denn je nachdem, aus welcher Perspektive die Werke betrachtet wurden, lösten sie unterschiedliche Emotionen aus. Sehr deutlich war dies bei seiner Plastik „Liegende Maja I“ von 1969 spürbar und geschickt ließ Lena Hofer zunächst die Hälfte der Teilnehmerinnen die Figur von vorne betrachten, während sie die restlichen Frauen auf die Rückseite mitnahm. Die Vorderseite zeigt eine liegende Frauenfigur, kopflos mit einem in großem Faltenwurf umhüllten kurzen Kleid, das den Blick auf ihre langen Beine samt Pumps zulässt.

In der Rückenansicht ist das Kleid der „Liegenden Maja“ derart „hochgerutscht“, dass es den Blick auf ihr nacktes Gesäß und sehr deutlich auf ihre Scham freigibt.

Äußerten sich die Frauen, die der Vorderseite zugewandt waren, wohlwollend zu der Arbeit, so sagte der schmerzlich verzogene Blick einer jungen Teilnehmerin, die der Rückseite zugewandt war, auch ohne ihre Worte, dass hier eine persönliche „Grenzüberschreitung“ stattfand.

Wie die Projektteilnehmerinnen Frauenkörper in der Kunst dargestellt sehen möchten, konnten sie anschließend im Atelier umsetzen. Mit Hilfe der Plattentechnik modellierten sie in Ton ihre ganz persönliche Vorstellung.

 

Foto: Antje Neumann/Stadt Neumarkt