Rudolf Wachter und das Sakrale, ein Vortrag am Donnerstag, den 5. Oktober 2023 um 19 Uhr im Museum Lothar Fischer
Der Bildhauer Rudolf Wachter (1923-2011), dem das Neumarkter Museum Lothar Fischer anlässlich seines 100. Geburtstags noch bis zum 8. Oktober eine Sonderschau widmet, wurde in seiner Kindheit geprägt vom katholischen Glauben seiner Familie in Bernried im Bodenseekreis. Ein Leben lang war sein künstlerisches Ringen und Arbeiten auch eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sakralen in weitem Sinne. Ebenso wie bei seinem ureigensten künstlerischen Material Holz war auch die Auseinandersetzung mit dem Sakralen ein Weg der Befreiung und Vertiefung.
Bereits seit seiner Schreinerlehre im väterlichen Betrieb in Bernried war Rudolf Wachter mit dem Material Holz vertraut. Beim Besuch der Holzbildhauerschule in Oberammergau, die er nach einer Kriegsverletzung besuchte, vertiefte er diese Kenntnisse. Beim und nach dem Studium der Bildhauerei bei Josef Henselmann an der Akademie der Bildenden Künste in München ging er bewusst auf Abstand zum Material Holz und stellte herkömmliche Ansätze in der Bildhauerei grundsätzlich in Frage. Im Alter von 50 Jahren fand er dann seinen ureigensten dialogischen Umgang mit dem Material Holz: Er wollte nicht mehr Holz „benutzen“, um eine eigene Formidee zu verwirklichen, sondern er entwickelte die Form fortan im Dialog mit dem lebendigen Material Holz, seinen Spannungskräften und der ihm innewohnenden Form.
Zentral war dabei die Entdeckung des „Kernschnitts“ bzw. „Schwundschnitts“: Der Holzbildhauer schnitt mit der Schwertmotorsäge in den Kern des feuchten Holzstammes, wodurch ein unkontrolliertes Reißen des Holzes vermieden wurde; vielmehr konnte der Bildhauer so im Gespräch mit den Kräften und dem Eigenleben des Holzes dem gemeinsamen Wesentlichen Ausdruck verleihen. Die von ihm aus diesem Dialog heraus entwickelten Werke eröffnen in Wachters eigenen Worten gesprochen eine „sakrale Bildräumlichkeit“. Nur wenige seiner Werke haben wirklich Eingang in Sakralräume gefunden, entwickeln dort aber – wie seine fünf Reliefs „Stationen“ im Chorraum von
St. Paul in München – große sakrale Kraft.
Für den bebilderten Vortrag "Rudolf Wachter und das Sakrale - dialogische Haltung und sakrale Bildräumlichkeit" konnte das Museum Lothar Fischer Dr. Ulrich Schäfert gewinnen, Leiter der Kunstpastorale, Erzbischöfliches Ordinariat München. Seit vielen Jahren setzt sich Ulrich Schäfert intensiv dafür ein, dass in St. Paul zeitgenössische Kunst gezeigt wird und kuratiert dort u.a. eine Wachter-Ausstellung.
Nach einer Ausbildung zum Kirchenmaler studierte Ulrich Schäfert Kunstgeschichte an der LMU München und schrieb seine Magisterarbeit über das Werk von Rudolf Wachter. 2010 promovierte er zum Dr. Theol. im Fach Pastoraltheologie mit der Dissertation "NICHT SEHEN als Weg zum UN-SICHTBAREN" bei Prof. Dr. Ludwig Mödl. Heute ist er u.a. Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst DG.
Gebühr 6 €, keine Anmeldung erforderlich.