Mediziner und Vertrauter, aber auch Filou, Musikliebhaber und Lebemann – all diese Begriffe fielen beim Festakt zum 100. Todesjahr des in Freystadt geborenen Ernst Schweninger am Donnerstagabend. Im Reitstadel lernten geladene Ehrengäste die vielen Facetten des Leibarztes von Otto von Bismarck genauer kennen.
Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Markus Ochsenkühn hielt Dr. Volker Wendt den Festvortrag über das Leben Ernst Schweningers. Der Dermatologe im Ruhestand beschäftigte sich seit Jahren mit der Biografie des bekannten Ausnahmearztes und stellte diese unterhaltsam vor. So gelang es Ernst Schweninger, der in München Medizin studierte, beispielsweise als einzigem Arzt, den Reichskanzler Otto von Bismarck erfolgreich zu behandeln, obwohl diesem von anderer Seite nur noch wenige Lebensmonate vorhergesagt waren. 16 Jahre lang bis zu dessen Tod betreute Schweninger den prominenten Patienten, aber auch Berühmtheiten wie Cosima Wagner, Alfred Krupp oder die Kaiserschwester Charlotte von Meiningen. Daneben eröffnete er in Heidelberg ein Sanatorium, wo seine „Schweninger-Kur“ angewandt wurde, lehrte an der Berliner Charité als Professor und leitete in Berlin Groß-Lichterfelde das erste Krankenhaus für Naturheilkunde, bevor er sich mit seiner Familie in einem Münchner Villenviertel niederließ. Im Jahr 1924 verstarb er an den Folgen eines Schlaganfalls.
Wunderschön umrahmt wurde der vom Stadtarchivar Dr. Frank Präger moderierte Festakt durch Schülerinnen und Schüler der städtischen Musikschule, die am Klavier und an den Querflöten zeitgenössische Stücke um 1900 darboten. Die Auswahl der Werke hatte die Leiterin der Musikschule Vroni Bertsch gemeinsam mit Petra Henseler, der Leiterin des Stadtmuseums, anhand überlieferter Schriftstücke des Mediziners getroffen. Im Stadtmuseum findet sich ab sofort auch eine Sonderausstellung zum Leben Schweningers, die während der bekannten Öffnungszeiten besichtigt werden kann: Mittwoch bis Freitag sowie Sonntag von 14 bis 17 Uhr.