Vortrag „Dresden am Anfang - Ernst Barlachs Weg zum Expressionismus“ im Museum Lothar Fischer
Ernst Barlach (1870–1938), dem das Neumarkter Museum derzeit eine Sonderausstellung widmet, besitzt zweifelsfrei eine Popularität wie kaum ein zweiter Künstler des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Bedeutung als Bildhauer verdankt er dabei vor allem seinen Holzskulpturen wie dem „Fries der Lauschenden“ von 1930-1935, der im Museum Lothar Fischer noch bis Ende Januar gezeigt wird. Gleichzeitig war der Vielfachbegabte aber auch in anderen Medien tätig: Barlach war Zeichner, Grafiker, Autor zahlreicher Dramen und Prosawerke und ein ausdrucksstarker Briefschreiber. Von Barlachs Briefen geben vor allem jene an seinen Jugendfreund Friedrich Düsel Aufschluss über die Dresdner Zeit des Künstlers, über positive wie negative Empfindungen oder über seine künstlerische Entwicklung in der Auseinandersetzung mit den akademischen Traditionen des 19. Jahrhunderts. Der junge Barlach studierte von 1891 bis 1895 als Schüler des Bildhauers Robert Diez an der Königlichen Akademie der Künste in Dresden Bildhauerei. Sein Verhältnis zur sächsischen Residenzstadt allerdings blieb während seines Aufenthaltes oft zwiespältig.
Der Vortrag der Kunsthistorikerin Astrid Nielsen, seit 1999 Konservatorin am Albertinum Staatliche Kunstsammlungen Dresden, beleuchtet Barlachs Entwicklung auf dem Weg zum Expressionismus, ausgehend von seiner akademischen Ausbildung, die dem Künstler die nötige handwerkliche Befähigung verlieh. Letztlich führte sie auch dazu, dass er sich für eine nicht akademische Kunst entschied und während der Russlandreise 1906 schließlich zu seiner eigenen, unverwechselbaren Formensprache fand. 2020 fand im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Zusammenarbeit mit dem Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg, zum 150. Geburtstag Ernst Barlachs eine Retrospektive statt, die seine Skizzenbücher, Zeichnungen und Holzskulpturen in den Mittelpunkt rückte, aber auch viele andere Facetten seines umfangreichen Schaffens beleuchtete. Ein Rückblick auf die Ausstellung, die leider coronabedingt kurz nach der Eröffnung wieder geschlossen werden musste, wird in den Bildervortrag der Barlach-Expertin mit einfließen.
Donnerstag, 23. November 2023 um 19 Uhr
Eintritt 6 €, keine Anmeldung erforderlich.
Bild: Portrait von Astrid Nielsen
Foto: Hans-Peter Klut/Elke Estel