Die Stadt und die Freiwilligenagentur würdigen ehrenamtliches Engagement mit der Auszeichnung „Stille Helden 2024“.
Die Stadt Neumarkt hat beim Neujahrsempfang im Reitstadel ihre „Stillen Helden 2024“ ausgezeichnet: Ingeborg Rackl, Peter Dittmann und die Band „Die Aluleitern“ erhielten für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement die Auszeichnungen. Die Ehrung hatte die Stadt zusammen mit der Freiwilligenagentur Neumarkt 2008 ins Leben gerufen. Mit ihr soll das Engagement der mehr als 10.000 Neumarkterinnen und Neumarkter gewürdigt werden, die sich für die Stadtgesellschaft engagieren.
Oberbürgermeister Markus Ochsenkühn würdigte in seiner Rede den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer. „Ihr Einsatz trägt maßgeblich dazu bei, dass es sich in der Stadt Neumarkt gut leben lässt. Sie sind der Kitt, der unsere Gesellschaft und unsere regionalen Verbindungen zusammenhält.“ Menschen, die ein Ehrenamt ausüben, stünden selten im Rampenlicht. „Sie sind einfach da, wenn Sie gebraucht werden. Sie übernehmen Verantwortung, ohne Aufsehen zu erregen“, sagte Ochsenkühn. Dieser Einsatz sei nicht hoch genug einzuschätzen.
Stadtrat Sebastian Schauer, Nachhaltigkeitsreferent der Stadt Neumarkt, erinnerte an die Gründe, warum sich Menschen ehrenamtlich engagieren: Für manche sei es die persönliche Erfahrung, die sie dazu bewegt hat. Vielleicht hätten sie aber selbst schwere Zeiten durchgemacht und wollten nun etwas zurückgeben. Für andere sei es einfach der Wunsch, ihre Fähigkeiten und ihre Zeit in den Dienst einer guten Sache zu stellen. „Was all diese verschiedenen Beweggründe miteinander verbindet, ist die Tatsache, dass sie einen Unterschied machen – nicht nur für die Menschen, denen sie direkt helfen, sondern für die Gesellschaft als Ganzes“. In einer Welt, die zunehmend von Individualismus und schnelllebigen Entwicklungen geprägt ist, zeige das Ehrenamt, welche Werte uns verbinden: Empathie, Mitgefühl und der Wille, füreinander einzustehen. An die Geehrten gewandt sagte er: „Sie sind diejenigen, die die Welt jeden Tag ein Stückchen besser machen.“
Die Vielzahl der Ehrenamtlichen in Neumarkt hat der Jury auch dieses Mal die Auswahl schwergemacht, denn eigentlich hätten alle einen Preis verdient. Oberbürgermeister Markus Ochsenkühn, Anna Lehrer (Leitung des Sachgebiets Soziales der Stadtverwaltung), Judith Himmler (Leiterin der Freiwilligenagentur Stadt Neumarkt), Sven Göpel (2. Vorsitzender und Vertreter der Kreisarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege) und Stadtrat Sebastian Schauer hatten eine schwere Entscheidung zu treffen. Die Wahl fiel am Ende auf Ingeborg Rackl, Peter Dittmann und die Band „Die Aluleitern“.
Wie sich die "Stillen Helden" für andere engagieren:
Ingeborg Rackl bekam 1995 nach der Geburt ihres Sohnes die Diagnose Multiple Sklerose – eine „Krankheit mit 1001 Gesichtern“, wie sie sagt. Für Familien sei der Umgang mit MS-Patienten zunächst schwierig, erinnert sie sich an die Zeit nach der Diagnose. Gut fünf Jahre später brach bei ihr die Krankheit aus. Deswegen habe sie sich damals einer Selbsthilfegruppe angeschlossen. „Das hat mir sehr geholfen, um die Krankheit zu bewältigen.“ Im Jahr 2015 stießen zu dieser Gruppe neue Mitglieder, unter anderem junge Mädchen. „Eine von ihnen wollte mehr als nur ein Selbsthilfegruppen-Treffen. Sie wollte, dass man intensiver miteinander redet.“ Daraufhin fasste sich Ingeborg Rackl ein Herz und gründete eine eigene Selbsthilfegruppe, in der noch mehr Zeit für das gemeinsame Reden, aber auch für Freizeitaktivitäten war. Man brauche einfach den Raum, um über Dinge, die schwierig sind, geschützt sprechen zu können. „Anschließend kann man heimgehen und sich wieder gut fühlen.“ Mittlerweile hat Ingeborg Rackl die Leitung ihrer Gruppe in jüngere Hände gelegt. Mit Stolz blickt sie zurück: „Alles, was ich gemacht habe, habe ich aus Freude gemacht.“
Peter Dittmann ist seit Jahrzehnten für junge und alte Menschen und für Menschen mit Einschränkungen ein verlässlicher Partner und Unterstützer. Ein stiller Held im wahrsten Sinn des Wortes. In der Regens-Wagner-Stiftung in Lauterhofen trifft sich der Betreuer heute noch einmal die Woche mit einer Bewohnerin und deren Lebensgefährten, um zu helfen, wo es geht. „Es ist für mich eine Herzensangelegenheit. Denn es gibt Menschen, denen es nicht so gut geht wir mir.“ Sein Engagement als Betreuer ist aber nur eine seiner vielen Tätigkeiten, mit denen er Zeit seines Lebens Zeichen in unserer Gesellschaft gesetzt hat. Vor allem das Wohlergehen der Kinder sei ihm immer ein Anliegen gewesen. „Wenn ich dann in die strahlenden Gesichter der Kinder geblickt habe, hat das alle Mühe aufgewogen.“ Vor vielen Jahren kam Dittmann auch zum Behindertensport. Eine Hospitanz im Versehrtensportverein in Straubing habe ihn überrascht, denn eine derart große Vielfalt an Sportarten hatte er dort nicht erwartet. Mittlerweile hat Peter Dittmann ein paar Ehrenämter abgegeben. Gemeinsam mit seiner Frau freut er sich über die Auszeichnung „Stiller Held“.
Die Band „Die Aluleitern“ ist weit über die Grenzen Neumarkts hinaus bekannt. Sie gehört zu den Allroundern in der Musikszene: Rock, Heavy Metal, Volksmusik, bayerische Mundart und österreichische Stücke. Das Repertoire ist vielfältig. Begonnen hat die großartige Karriere der Band im städtischen G6. Die Einrichtung, das haben die Musiker bis heute nicht vergessen, hat die „Aluleitern“ über viele Jahre gefördert. Das zahlen sie dem G6 bei „…mein Café“, einer Veranstaltung für Menschen mit und ohne Behinderung, zweimal im Jahr zurück, wenn sie ohne Gage auftreten. „Es ist besonders, hier zu stehen, weil die Hütte bei den Konzerten brennt. Man kriegt ein wahninnig ehrliches Feedback von den Zuhörern“, sagen die Musiker. Doch wie kam es eigentlich zum Namen „Aluleitern“? Bei einem Konzert im Jahr 2010 hatte ein Pressevertreter die Newcomer-Band nach einem Namen gefragt, den sie damals aber noch nicht hatte. Die Musiker blickten in die Runde, sahen einen Helfer, der gerade auf einer Aluleiter stand und sagten: „Schreibst halt Aluleitern“. So einfach kann die Namensfindung sein.